Studie: Deutsche fordern bessere Inklusion chronisch Kranker

Die Mehrheit der Deutschen sieht massiven Handlungsbedarf beim Thema Inklusion. Allein bei der Eingliederung chronisch Kranker reichen die derzeitigen Maßnahmen für 86 Prozent der Bundesbürger nicht aus. Ähnlich gross ist der Nachholbedarf bei Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie bei Krebserkrankten. Das zeigt die Studie „Inklusion in Beruf und Alltag“ der Coloplast GmbH. Für die repräsentative Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren. Im Vorfeld zum „Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ am 5. Mai 2016 zeichnet die Studie damit ein klares Meinungsbild der Deutschen: In puncto Inklusion ist noch viel Luft nach oben.

Viele körperliche und geistige Einschränkungen können die Teilhabe am Berufs- und Alltagsleben erschweren – und bei allen sieht eine Mehrheit der Deutschen noch viel oder sehr viel Handlungsbedarf. Selbst barrierefreie Arbeitsplätze und Zugänge zu Geschäften für Rollstuhlfahrer sind längst nicht Standard. 90 Prozent der Bundesbürger wünschen sich mehr Engagement, zum Beispiel ein ähnlich starkes wie bei der Eingliederung der Fahrradfahrer in den Straßenverkehr.

Speziell bei Erkrankungen, die Menschen dauerhaft begleiten, lautet die Botschaft an Politik und Wirtschaft, deutlich mehr zu tun. Das grösste Unverständnis für fehlende Inklusion äußern hier junge Menschen. Mehr als 90 Prozent der 18 bis 29-Jährigen können nicht nachvollziehen, warum beispielsweise bei sehr persönlichen Erkrankungen nicht mehr getan wird. „Viele an chronischer Inkontinenz Erkrankte könnten mit wenig Aufwand am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Durch ihre sehr persönlichen Einschränkungen habe sie allerdings Angst vor Ablehnung und sprechen nicht darüber. Hier besteht das größte Potenzial, mit Inklusionsprogrammen mehr Menschen am beruflichen Alltag teilhaben zu lassen“, sagt Pascal Sandvoß, Director Human Resources von Coloplast Deutschland.

Sandvoß sieht in einer grösseren Akzeptanz chronischer Erkrankungen ein Hauptziel künftiger Inklusionsmaßnahmen. „Man sieht am Beispiel Diabetes: Sobald eine Krankheit kein Tabu in der Gesellschaft mehr ist, gelingt die Inklusion deutlich besser“, so Sandvoß. Das belegt auch die Studie: Bei chronischen Erkrankungen, über die man relativ offen spricht, sehen die Deutschen die größten Fortschritte. Nur noch 65 Prozent wünschen sich, dass mehr für die Eingliederung von Diabetikern getan werden sollte, nur 22 Prozent sehen einen deutlichen Handlungsbedarf.

Mehr Unterstützung bei persönlichen chronischen Erkrankungen

Der Weg zu mehr Akzeptanz und damit besserer Inklusion führt über mehr Austausch. Derzeit beschränkt sich der Dialog auf zwei Personengruppen: Im Falle einer sehr persönlichen chronischen Erkrankung wie Inkontinenz sind die wichtigsten Ansprechpartner der Deutschen ihr Arzt und ihre nächsten Angehörigen. Nur jeder Zweite würde mit Freunden über eine derartig persönliche Krankheit sprechen. Auffällig ist, dass gerade junge Menschen häufiger auch Freunde ins Vertrauen ziehen als Ältere. Mehr als jeder dritte Bundesbürger zwischen 18 und 44 Jahren würde zudem ein passendes Online-Forum besuchen. Ältere Menschen ab 60 Jahren meiden derartige Plattformen, nur acht Prozent trauen sich, mit Fremden im Internet über ihre persönliche Behinderung oder Krankheit zu sprechen.

Ein zweiter Hebel ist eine unkomplizierte Unterstützung im Alltag. In Bezug auf die Behandlung wären den Deutschen im Falle einer Inkontinenz-Erkrankung die Wahlfreiheit bei Hilfsmitteln am wichtigsten, so die Studie. Mehr als neun von zehn Deutschen möchten sich diese ohne Einmischung seitens der Krankenkassen aussuchen können. Genauso viele Bundesbürger sehen zudem Handlungsbedarf bei der finanziellen Unterstützung. Zuzahlungsmodelle sind für sie ein zentrales Hindernis, warum Inklusion scheitert. Denn viele Erkrankte mit geringeren Einkommen erhalten damit nicht die Behandlungsqualität, die nötig wäre, damit sie sich sicher im Alltag bewegen können. Junge Menschen sprechen sich zudem für eine stärkere psychologische Betreuung aus: 68 Prozent der 18 bis 29-Jährigen wäre dies im Falle einer Inkontinenzerkrankung wichtig, im Gegensatz zu 46 Prozent bei den über 60-Jährigen. Umgekehrt nimmt die Bedeutung von Selbsthilfegruppen im Alter tendenziell zu: Nur 36 Prozent der 18 bis 29-Jährigen wäre dies wichtig, aber 46 Prozent der über 60-Jährigen.

Hintergrundinformationen zur Studie

Für die Studie „Inklusion in Beruf und Alltag“ wurden in einer für die deutsche Bevölkerung repräsentativen Umfrage 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren telefonisch befragt. Die Daten sind im zweiten Halbjahr 2015 durch Forsa im Auftrag der Coloplast GmbH erhoben worden. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet.

Quelle: ots/Presseportal, Coypright Logo: Coloplast GmbH

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