Die Rettung des Universums mit Überlänge

Der erste Teil war gut, sehr gut sogar, einmal richtig anders als sonst, und er hat grosse Erwartungen geschürt auf die Fortsetzung. Dann kam Guardians of the Galaxy Teil 2. Und konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

 

Peter Quill und seine Band exotischer Weltenretter hatten schon einmal ziemlich Gas gegeben und das Universum vor dem sicheren Abgrund gerettet. Und genau so geht es weiter: Ein tentakliges Monster mit riesigem Schlund und messerscharfen Zähnen will irgendwie auf irgendeiner Landeplattform irgend etwas, und es spielt keine Rolle, wer wo wie was das sein soll, Hauptsache, es wird gekämpft, geschossen, geprotzt, geprahlt und am Schluss gekillt. Das haben wir erwartet. Und als der stinkfreche Mutantenwaschbär die superenergiereichen Batterien klaut, kommt die ganze Sache in Gang: Die Guardians sind unterwegs, und hinter ihnen eine ganze Truppe von Feinden.

 

Man räkelt sich im Kinositz und freut sich auf zwei weitere Stunden frecher Mäuler, grosser Knarren, dummer Sprüche und viel, viel Zerstörung. Aber dann erscheint Peters Vater – niemand geringerer als Kurt Russell – und mit den Geigen setzt die dramaturgische Melodramatik ein. Die anderen Figuren werden zu Randgestalten, alles dreht sich nur noch um die Geschichte vom einsamen Weltenwanderer, der in der Menschenfrau seine Gefährtin findet und nun endlich seinen Sohn kennen lernen will.

 

Was aussieht wie eine Erbvorwegnahme – all dies, mein Sohn, gehört jetzt dir – entwickelt sich zum Gendrama, und weil das nicht genügt, fügt sich Feind um Feind, bis die Palette voll ist, die Endschlacht beginnen kann und tatsächlich 30 Minuten später auch siegreich beendet ist. Aber im Grunde genommen geht es nur darum, wer Peters echter Vater ist und wichtig die Familie sein muss. Darth Vader lässt grüssen.

 

Fazit: Schade, schade, schade! Mit der Steilvorlage aus Teil 1 hätte man mehr machen können und müssen, statt dessen wird es schnell rührselig und familienfreundlich, dies aber mit Überlänge: 136 Minuten! Die Geschwindigkeit des ersten Teils, die erzählerische Leichtigkeit, der Facettenreichtum der verschiedenen Charaktere – alles wird bitter vermisst in Teil 2. Nun gut: Gar so schlecht ist er nicht, aber doch leider viel schlechter, als er hätte sein können sollen dürfen müssen.

 

 

Regie und Drehbuch: James Gunn
Mit Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Michael Rooker, Karen Gillan und Sean Gunn
sowie im Original mit den Stimmen von Vin Diesel als Groot und Bradley Cooper als Rocket Raccoon

136 Min, 3D, EDF

Schweizer Kinostart: 27. April 2017

im Verleih von The Walt Disney Company (Switzerland) GmbH, Bildrechte ibid.

 

 

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