The Magnificent 7 – Rache oder Gerechtigkeit?

 

Schon wieder das Remake eines Remakes. Was ursprünglich eine Samuraigeschichte aus Japan war, wurde in den 60ern zum schwülstigen US-Western. Jetzt ist es nochmals abgedreht worden – nicht zum Nachteil der Geschichte.

 

Dieser Western hat alles, was es braucht: Harte Kerle, kauzige Typen, schöne Frauen, gallopierende Pferde, edle Indianer, schmutzige Städte und staubige Duelle. Denzel Washington, zurecht Oskar-Preisträger, spielt die Hauptrolle, Chris Pratt kennt man aus Guardians of the Galaxy.

 

Die Story ist dieselbe geblieben: In einem Dorf im Westen regiert der Terror in der Person des Minenbesitzers Bart Bogue, der die Arbeiter versklavt, die Bewohner ausbeutet und jeden Widerspruch mit einer Kugel in den Kopf beantwortet. Als er anlässlich einer Bürgerversammlung die Kirche mit seinen Killern stürmt, sie in Brand setzt und ein Blutbad anrichtet, steht eine Frau auf und Kämpft für ihr Recht. Sie engagiert Sam Chisolm – Denzel Washington –, einen schwarzen Gesetzeshüter und Kopfgeldjäger, dessen Colt schneller raucht als den Gegnern die Hüte von den Köpfen fliegen. Er war geschäftlich in der Stadt, der grimmige Barmann ist – bzw. war – ein untergetauchter Mörder. Da ergreift die Witwe ihre Chance und engagiert den Revolverhelden.

 

Was sie denn wolle, fragt er sie. „Gerechtigkeit, aber zur Not nehme ich auch Rache“. Das ist die zentrale Linie des Films, denn der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Chisolm sucht sich 6 Gefährten, jeder auf seine Art ein Held oder zumindest aussergewöhnlich gut im Kampf, sie trainieren die Dorfbewohner und warten, bis Bart Bogue mit seiner Arme gesetzesloser Killer zum Showdown antritt. Wie immer gewinnen die Guten, aber sie müssen Federn lassen, und zwar viele. Anders als in herkömmlichen Western sterben untern den Helden nicht die, die man ohnehin kaum wahrgenommen hat, sondern die Profilierten. Das ist bitter, aber es ist gut so – so funktioniert ein Drama.

 

Zurück zur Frage nach Rache oder Gerechtigkeit. Gibt es Gerechtigkeit ohne Rache? Schafft nicht Gerechtigkeit, wer rächt und das Unrecht aus dem Weg räumt? Kann Gerechtigkeit entstehen, wo Gleiches mit Gleichem vergolten wird? Ist das schon gerecht, oder doch nur recht gerechnet? Andrerseits: Ist Rache wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Weshalb beharren so viele Länder auf der Todesstrafe, wenn nicht deshalb, weil sie davon ausgehen, dass nur der Tod des Mörders das Gleichgewicht wiederherstellt? Und ist das nicht die grundlegende Charakteristik der Rache? „Mein ist die Rache, spricht der Herr“ heisst es schon in der Bibel. Damit wäre die Frage geklärt.

 

Allerdings heisst es in der Bibel auch, dass Gewalt immer wieder neue Gewalt sät. Diese Spirale muss unterbrochen werden, sonst dreht sie sich ebenso lange wie tödlich. Aber wie? „Mein ist die Rache, spricht der Herr“ wäre eine Antwort, aber nur dann, wenn man nicht mehr „Rache“ betont, sondern „mein“.

 

Der Film endet im Sieg des Guten über das Böse, das war von Anfang an klar. Die Frage der Sinnhaftigkeit solcher auf Rache beruhenden Gerechtigkeit ist nur für den oberflächlichen Betrachter rasch beantwortet. Denn von den 7, die sie am Anfang waren, reiten nur 3 weiter, und die Pferde müssen sich ihren Weg zwischen den unzähligen Leichen am Boden suchen. Das ist kein Happy End – das ist ein Drama, und es regt zum Nachdenken an. Und das ist gut so.

 

Regie: 
Antoine Fuqua

Cast: Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Haley Bennett, Vincent D’Onofrio, Byung-Hun Lee, Peter Sarsgaard

Dauer: 133min

EDF, ab 16

Kinostart: 22.9.2016

Im Verleih von The Walt Disney Company (Switzerland) GmbH, Bildrechte ebd.

 

 

 

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