Filmrezension: Batman v Superman – oder: Kann Gott sterben?

Die Fortsetzung von Man of Steel ist da – Zack Snyder führt erneut Regie, Henry Cavill gibt den Superman, und Ben Affleck spielt den Bösewicht: Batman. Wenn gut gegen gut kämpft, dann muss ja einer der Böse sein.

Zuerst ein paar ästhetische Anmerkungen zum Personal: Superman hat keine Schmalzlocke mehr, dafür Geheimratsecken. Batmans Bart ist weiss, seine Muskeln scheinen künstlich – Silikon oder Animation? Und Supermans Freundin Lois Lane sieht aus wie die neue Kollegin im Büro: unscheinbar, keine besonderen weiblichen Reize, keine tragende Rolle, kein grosses Schauspieltalent. Vielleicht macht sie das sympathischer, denn irgendwie haben wir diese superfemininen, superintelligenten, superjungen und superallesandereauchnoch Schauspielerinnen allmählich gesehen.

Schon im ersten Teil „Man of Steel“ wurde deutlich, dass es zwischen Superman und dem Messias im Grunde genommen keinen Unterschied gibt: Er ist gekommen, die Welt zu retten, er ist unbesiegbar, er will immer nur das Gute. Die Fortsetzung knüpft hier an: Ist diesem Retter zu trauen? Kann jemand immer nur gut sein? Und was, wenn alles nur Theater gewesen ist und es ihm in Wirklcihkeit um die Weltherrschaft geht – der wir selbstredend nichts entgegenzustellen hätten? Und sind all die Opfer, die seine epischen Kämpfe immer auch kosten, nicht ein Zeichen dafür, wie skrupellos er im Grunde ist?

Ein Mitarbeiter von Wayne-Enterprises, der Firma von Bruce alias Batman, verliert seine Beine, als Superman am Ende des ersten Teiles seinen Erzfeind niederringt und dabei ganze Wolkenkratzer zu Bruch gehen. Sein Rachefeldzug gegen den Retter der Erde wird von verschiedener Seite unterstützt: Den Medien, seinem Arbeitgeber Wayne und Lex Luthor, einem verwöhnten Milliardärszögling, der dummerweise sowohl ein Genie wie auch ein Bösewicht ist. Luthor will Superman zu Fall bringen, Wayne sieht im Heiland in Rot-Blau eine Bedrohung der Welt und Batman will sein Monopol als Gangsterjäger nicht teilen. Alle gegen alle.

Eigentlich möchte Superman nur das Gute, aber wie so oft wird auch jetzt der Gute grundlegend missverstanden. Nach anfänglicher Bewunderung weht ihm der eisige Wind des Misstrauens entgegen, die Menschheit bleibt lieber in ihrem Sumpf stecken, als dass sie sich ihrem Retter anvertrauen würde. Biblische Motive lassen grüssen, und wir erinnern uns auch nach Ostern an vor Ostern. Während man Jesus verhältnismässig simpel aus dem Weg schaffen konnte, dürfte dies mit dem Stahlmann schon etwas schwieriger sein.

Und ab diesem Punkt wird der Film absehbar: War der Aufbau des Konflikts noch spannend, gut gedreht und unterhaltsam verwirrend, so verkommt die Lösung zum absehbaren, trotzdem aber nicht enden wollenden Abbruchspektakel. Natürlich ist es Kryptonit, das Superman schwächt, natürlich ist Batman als Verkörperung menschlicher Arroganz, Hasses und Unbeherrschtheit am Ende dann doch wieder gut und nett, und natürlich gibt Oberschurke Luthor nicht auf, ohne zuerst ein Supermonster geschaffen zu haben. Und natürlich scheint alles verloren zu sein, bis dann – tatsächlich eine Überraschung! – Wonder Woman auftritt und den beiden Helden zeigt, wie man Monster bezwingt. Das ist amüsant, aber leider auch nur kurz.

Zum Schluss: Kann ein Gott sterben? Nach Ostern wissen wir, dass er das kann. Darum soll es auch Superman nicht anders ergehen, und darum ist die letzte Szene ein Begräbnis. Darf ein Gott sterben? Das ist eine andere Frage, und die Fortsetzung, wann auch immer sie erscheinen möge, wird sie uns sicher beantworten.

 

Batman v Superman: Dawn of Justice

Regie: Zack Snyder

Cast: Ben Affleck, Henry Cavill, Jesse Eisenberg, Amy Adams, Gal Gadot, Jeremy Irons, Holly Hunter, Laurence Fishburne

Seit 24. März 2016 im Kino

Filmlänge: 151 Min.

Version: Edf

Verleih sowie Copyright Bild: Warner Bros. Entertainment Switzerland GmbH, a division of Warner Bros. Entertainment GmbH

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