Indien: Gewalt gegen Christen und Muslime nimmt zu

Christen und Muslime in Indien sind einer wachsenden Bedrohung durch Hindu-Nationalisten ausgesetzt, warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Die religiös motivierte Gewalt hat in Asiens größter Demokratie im Jahr 2017 weiter zugenommen“, berichtete die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch in Göttingen. Wurden 2016 offiziell 703 religiös motivierte Gewaltausbrüche registriert, waren es im Jahr 2017 nach Angaben der indischen Regierung 822 Zwischenfälle, bei denen 111 Menschen getötet und 2.384 Personen verletzt wurden. Indische Nichtregierungsorganisationen zählten 736 regelrechte Hassverbrechen gegen Christen.

„Hindu-Extremisten gehen immer dreister gegen religiöse Minderheiten vor. Sie können sich sicher sein, dass sie meist straffrei bleiben. Denn Indiens Hindu-nationalistische BJP-Regierung distanziert sich nur halbherzig von der Gewalt, die Politiker ihrer eigenen Partei anheizen“, erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius.

Die Gewalt gegen Christen geht auch 2018 weiter. So wurde der Pastor Gideon Perisyaswamy am 20. Januar 2018 in seiner Kirche im Bundesstaat Tamil Nadu erhängt aufgefunden. Er hatte zuvor Todesdrohungen von Hindu-Nationalisten erhalten, die aber von der Polizei ignoriert wurden. Sein Körper wies Folterspuren auf.

Gerade vor dem christlichen Weihnachtsfest hatte es Vorfälle gegeben, in die auch Sicherheitskräfte verwickelt waren. So wurden kurz vor Heiligabend im Bundesstaat Madhya Pradesh 32 Priester und Theologiestudenten verhaftet, nachdem sie von Hindu-Extremisten wegen vermeintlicher Zwangskonversion tätlich angegriffen worden waren.

Selbst Schulen unter kirchlicher Leitung sind nicht sicher. So wurde Schulen von Hindu-Nationalisten Gewalt angedroht, sollten sie das Weihnachtsfest mit ihren Schülern feiern. Die Klosterschule Sankt Joseph im Distrikt Ratlam (Madhya Pradesh) musste am 16. Januar 2018 von Polizisten geschützt werden, weil Demonstranten drohten, das Gebäude zu stürmen.

Auch Muslime leiden massiv unter den Drohungen. So löschte Facebook 102 Profile von Muslimen im Februar 2018, denen von Hindu-Nationalisten vorgeworfen wird, mit Hindu-Frauen verheiratet zu sein. Die Extremisten lehnen Heiraten zwischen Angehörigen unterschiedlicher Religionsgemeinschaften strikt ab und hatten zu Gewalt gegen diese Muslime aufgerufen.

Quelle: ots/Presseportal, Copyright Logo: GfbV – Gesellschaft für bedrohte Völker

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